Snooze-Taste
Benutzt Du sie auch, diese Snooze-Taste an Deinem Wecker?
Ich mache es. Jeden Tag. Manchmal zweimal, manchmal auch dreimal. „Noch 10 Minuten, dann stehe ich auf“, sag ich dann innerlich zu mir.
Allerdings sind zwei Anteile in meinem Inneren in der Auseinandersetzung. Der eine ist der, der sagt: „Steh auf! Du hast einiges vor!“.
Der andere meint nicht weniger überzeugend: „Du bist doch noch müde und es ist so gemütlich im Bett!“.
An manchen Tagen ist es nur eine Diskussion. An manchen aber auch ein echter Kampf. An allen Tagen bietet die Snooze-Taste an meinem Wecker ihre Dienste an.
An den „Kampftagen“ wirkt sie ein bisschen wie der Gong am Boxring. Der Schlagabtausch wird durch die Snooze-Taste beendet.
Die Kämpfer erholen sich. Die Entscheidung über den Sieg ist noch nicht gefallen. Nach 10 Minuten kommt das Wecksignal
und der Kampf geht in die nächste Runde.
Für Menschen, die wie ich gerne aktiv sind und zusätzlich noch ein gewisses Pflichtgefühl haben, ist eigentlich klar, wer den Kampf,
die Auseinandersetzung gewinnt.
Wozu dann eigentlich diese Diskussionen, dieser Kampf? Der Kampf kostet lediglich Energie. Der Gewinn ist fraglich.
„Aber es ist so gemütlich!“ Diese Stimme, dieser Anteil hat ein bisschen was von Rocky Balboa. Nicht aufgeben!
Nur das mein Rocky anders als Sylvester Stallone im Film für Liegenbleiben plädiert.
Aufstehen, liegenbleiben? Es sind nicht die einzigen Entscheidungen, die wir treffen müssen.
Kleiner Einschub: Das Müssen gefällt mir nicht so gut. Es entsteht Druck.
Hilfreicher ist die Formulierung „Es ist wichtig, eine Entscheidung zu treffen!“
In welchen Bereichen, Situationen, Fragestellungen Deines Lebens drückst Du die Snooze-Taste und Dich damit vor einer
sofortigen Entscheidung? Welche Aufgaben schiebst Du auf und wie oft, obwohl du weißt, dass es wichtig wäre, sie zu erledigen?
Oma anrufen, die Steuererklärung machen, die Abstellkammer aufräumen, den Gesundheitscheck machen,
Sport treiben oder Dich gesund zu ernähren, usw., usw.
Wie aus einem inneren Reflex heraus, drückst Du die Snooze-Taste. „Mach ich nachher, morgen oder nächste Woche“.
Und nachher oder morgen oder nächste Woche drückst Du Deine innere Snoozetaste nochmal und dann nochmal.
Blöd ist nur, dass durch das Drücken der Taste die Aufgaben nicht aus Deinen Gedanken verschwinden.
Womöglich machst Du Dir ein schlechtes Gewissen und/oder nachher oder morgen wird die Zeit knapp.
Der vermeintliche Gewinn mutiert zum Stress.
Vielleicht ist es eine gute Idee, auf das Drücken der Taste zu verzichten.
Manch eine/r nennt die Snooze-Taste ja auch Schlummer-Taste. Denk mal darüber nach, was in Dir schlummert, wenn Du die Taste drückst.
Was könntest Du wecken, wenn Du auf sie verzichtest?
Übrigens: Schlafexperten sind der Meinung, dass es gesundheitsschädlich ist, die Schlummer-Taste zu oft zu benutzen.
Vielleicht gilt das auch für andere innere Kämpfe und Auseinandersetzungen.
Ich werde daher ab morgen die Snooze-Taste an meinem Wecker und die Innere, wann ich ins Fitnessstudio gehe, nicht mehr benutzen.
Vielleicht nur noch einmal. Oder ab Donnerstag. Oder wenn nur, wenn es nicht regnet…
Ist ja meine Entscheidung!
© Hans Lunkeit