Schonhaltung
Ich glaube, jede/r von uns kennt das:
Eine falsche Bewegung, eine Verletzung oder auch Überanstrengung. Gelenke, Knochen, Muskeln melden einen Schmerz.
Manchmal nur kurz, oft aber auch bleibt der Schmerz.
Und da die meisten von uns keine Schmerzen mögen, durchaus auch Angst vor ihnen haben, sie deshalb zu vermeiden versuchen,
gehen wir in eine so genannte Schonhaltung.
Oder wir nehmen Schmerzmittel. Oder beides.
In der Medizin herrscht mittlerweile die einhellige Meinung, dass Schonhaltungen auf Dauer Schmerzen an anderer Stelle, manchmal sogar größere als im Ursprung hervorrufen können. Und das Schmerzmittel Nebenwirkungen haben, ist auch kein Geheimnis.
Wieso ich darüber schreibe?
Schonhaltungen gibt es nicht nur im körperlichen Bereich, sondern auch im menschlichen Kontakt, im Miteinander.
Insbesondere dann, wenn es um Konflikte geht. Viele Konflikte werden nicht geklärt, geschweige denn gelöst,
weil die Beteiligten sich nicht trauen, die Dinge anzusprechen.
Kennst Du das? Etwas am Verhalten anderer Menschen gefällt Dir nicht. Das stört, ist aber noch kein Konflikt. Zum Konflikt wird es erst dann, wenn Du Dich oder Deine Bedürfnisse durch das Verhalten des Anderen beeinträchtigt fühlst. Das ist der Zeitpunkt, in dem es eine Klärung oder Lösung bräuchte. Dazu müsstest Du aber ansprechen, was Dir nicht gefällt, was Dich stört. Vor allen Dingen aber was DU möchtest bzw. nicht möchtest.
An dieser Stelle meldet sich dann vielleicht auch in Dir der Anteil deiner Persönlichkeit, der für Schmerzverhinderung zuständig ist
und meldet Dir alles, was in der Auseinandersetzung schmerzhaft werden könnte.
Nur ein paar Beispiele:
Zurückgewiesen werden; für dumm erklärt werden; bedroht werden; bestraft zu werden; bloß gestellt zu werden usw.
Oder auch Verlust der Freundschaft, Beschädigung der Beziehung, berufliche Konsequenzen, usw.
So wird aus einem äußeren Konflikt auch noch schnell ein innerer. Das könnte sogar doppelt schmerzen.
Es ist Zeit, für die Schonhaltung ins Spiel zu kommen.
„ES“ wird nicht angesprochen, die Auseinandersetzung vermieden, der Konflikt verdrängt. „Wenn ich nicht hinschaue, gibt es auch nicht Schlimmes zu sehen“; „So schlimm ist es ja nicht!“; „Stell Dich doch nicht so an!“ „Das musst Du aushalten können!“ „Das steht Dir nicht zu!“
Der Schmerzverhinderer in Dir findet schnell innere Verbündete.
An dieser Stelle bieten sich Tabletten oder Alkohol gerne Schmerzmittel zur Linderung an.
So oder so: Diese Schonhaltung zur Konfliktvermeidung wird sehr wahrscheinlich zu anderen Schmerzen führen.
Die klassischen Reaktionen auf ungeklärte, ungelöste Konflikte sind psychosomatisch:
Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Verspannungen, Schlafstörungen, „Rücken“, usw.
Aber auch Gereiztheit, permanente schlechte Laune. Oder auch Rückzug und Isolation.
Wenn es ganz schlecht läuft, kommt alles auf einmal.
Zur Linderung dieser Schmerzen kannst Du wieder zu Betäubungsmitteln aller Art greifen. Einfach die Dosis erhöhen!!!
Natürlich nicht!!!
Auch die haben bekanntlich Nebenwirkungen.
Die Lösung liegt in der Vermeidung der Schonhaltung. Aber auch darin, sich nicht zu verbiegen.
Ja, es kann weh tun, einen Konflikt anzusprechen, ihn klären und lösen zu wollen.
Vielleicht ist es aber auch gar nicht so schlimm wie Du glaubst.
Vielleicht kannst Du Dich und Deine Bedürfnisse nicht durchsetzen.
Womöglich gibt es aber einen guten Kompromiss.
Definitiv verhinderst Du aber größere und womöglich chronische Schmerzen.
Also bleib oder werde gesund.
Viel Erfolg dabei.
© Hans Lunkeit