Schwarzweiß-Denken
„Ich finde es furchtbar anstrengend, immer überlegen zu müssen, was falsch oder richtig ist, ob eine Sache gut oder schlecht ist“.
Diese oder ähnliche Aussagen fallen häufig in Coaching-Sitzungen und sind Inspiration für diesen Text.
Ich glaube, dass es vielen so geht, es viele praktisch zerreißt oder besser: sie sich zerrissen fühlen und hohen Druck verspüren.
Es ist für die meisten von uns fester Bestandteil unserer Sozialisation, vielleicht auch Deiner? Dieses Leben zwischen zwei Polen.
Entweder ist das, was Du tust, richtig oder falsch. Du bist lieb oder böse, schlau oder dumm, gut oder schlecht, mutig oder feige, cool oder uncool, usw., usw. eben schwarz oder weiß. Ein beliebtes und sehr altes Erziehungsmuster.
Die Religionen geben es auch schon seit Jahrtausenden vor. Entweder Du kommst in den Himmel oder in die Hölle.
Und wir sollen, müssen uns entscheiden. In dem Müssen steckt eine Menge Druck.
Ein neues Ja oder Nein, Entweder Oder entsteht. Und je nachdem, wie Du Dich entscheidest bist Du entweder…oder…
Und danach wieder ein neues Entweder-Oder.
Es kann das Gefühl entstehen, sich in der Endlos-Warteschleife einer Hotline zu befinden. Aus der Sorge, sich falsch zu entscheiden, treffen manche Menschen gar keine Entscheidung. Es geht nicht weiter, es gibt keine Lösung
Stopp!!! Genau da liegt Deine Chance, diesen Zwickmühlen zu entgehen. Es gibt eben nicht nur Hopp oder Top.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es IMMER mindestens 3 Lösungen für ein Problem, eine Fragestellung gibt.
Wahrscheinlich habe ich das schon immer geglaubt und es ist die Erklärung für meine Schwierigkeiten im Schulfach Mathematik?!
Das ist schon ein paar Tage her. Aber ist es nicht so, dass wir häufig die Vergangenheit als Referenz heranziehen? Weil DAS damals richtig war, machen wir es wieder genau so. Oder weil ES damals falsch war, machen wir genau anders.
Vielleicht haben sich aber die Umstände, die handelnden Personen und vor allen Dingen Du selbst, deine Fähigkeiten, Ansichten und Haltungen sich geändert?
Wichtig ist die Gegenwart. Nur in der triffst Du Entscheidungen. Eine bedeutsame Erkenntnis könnte für Dich sein, dass Du immer,
in jeder Situation die beste Dir zur Verfügung stehende Wahl triffst. Das allein könnte Dich ermutigen, Deine Wahlmöglichkeiten zu erhöhen.
Außerdem kann diese Aussage Deine Fehlertoleranz Dir selbst gegenüber erhöhen. Vielleicht macht es Dich auch mutig,
Entscheidungen zu revidieren, Dich neu zu entscheiden, wenn Du eine neue Wahlmöglichkeit entdeckst?
Ist es nicht schöner, sich beim Einkaufen nicht zwischen zwei Paar Schuhen, oder zwei Hemden oder was auch immer Du kaufen möchtest
und es nur zwei Alternativen gibt, entscheiden zu müssen.
Kennst Du das: Du willst eine Jacke kaufen, kannst dich aber nicht entscheiden, obwohl es drei oder vier Kandidaten gab und kommst mit einer neuen Hose nach Hause?
Ist das dann so, dass Du Dich nicht entscheiden konntest? Oder bedeutet es, dass Du Dich anders entschieden hast?
Ich spüre fast immer einen Widerstand in mir, wenn ich lese oder höre, dass eine bestimmte Vorgehensweise alternativlos war.
Da fällt sogar noch das Weiß oder Schwarz weg. Manchmal ist die dritte Lösung die, eine Entscheidung zu verschieben. Oder Nichts zu tun.
Vielleicht ist es dann die beste Dir zur Verfügung stehende Wahl, wennDu sie als solche betrachtest.
Oder ein Ja oder Nein wird dadurch auf eine besondere
Art und Weise plötzlich zur besten zur Verfügung stehenden Wahl.
Ich biete Dir zum Schluss zwei Aussagen an
Du hast bestimmt noch eine mehr.
© Hans Lunkeit
P.S.
Wie es wohl wäre, die Zahl 3 bei Meinungsverschiedenheiten ins Spiel zu bringen.
Und wie es wohl wäre, wenn „anders“ kein Synonym für schwarz oder weiß, richtig oder falsch ist.