Tu-Es-Day, 02.12.2025

Gedankenlos

 

Habe ich schon das eine oder andere Mal an dieser Stelle erwähnt, dass ich Sprache mag?

Wie geht es Dir mit Dingen, die Du magst? Wahrscheinlich machst Du es wie viele. Du schaust sie dir an, berührst sie, schenkst ihnen Aufmerksamkeit. Und wie das so ist, entdeckt man ab und zu noch etwas Neues, vielleicht auch nur eine Kleinigkeit.

Ich habe auch so ein paar Dinge, unter anderem die deutsche Sprache.

 

Nun kenne ich das Wort, um das es hier heute geht schon ein paar Tage länger.

Trotzdem fiel es mir bei einem Nordic Walk besonders auf.

Ich machte mir – weil das beim Walken besonders gut geht – Gedanken.

Über den nächsten Text für den Tu-Es-Day-Impuls, über Weihnachtsgeschenke, wann wohl mein Enkel die ersten Worte sprechen wird

und wir uns unterhalten können.

 

Schon wieder das Thema Sprache. Wieso heißt es eigentlich Muttersprache und Vaterland?

England ist aber das Mutterland des Fußballs.

 

In den Medien höre ich ab und zu das Wort Familienvater, niemals sagt oder schreibt jemand von der Familienmutter.

Du siehst, meine Gedanken springen ziemlich hin und her.

Genauso so wie der Labrador, der mir mitten in meinen Gedanken entgegenkam und mich herzlich begrüßen wollte,

obwohl wir uns nicht kennen.

Weil ich selbst Hundebesitzer bin, bin ich nicht ängstlich, möchte aber auch nicht ins Stolpern kommen.

„Herrchen“, das etwa 50 m entfernt war, dachte nicht darüber nach, ob jemand vielleicht Angst hat, Kinder über den Haufen gerannt werden

oder Radfahrer*innen stürzen könnten.

Absolut gedankenlos.

 

Du kennst bestimmt viele andere Situationen, in denen Deine Mitmenschen gedankenlos handeln oder womöglich Du selbst es auch tust.

Grundsätzlich ist das Wort „Gedankenlos“ negativ belegt. Dies wird deutlich, wenn Du Synonyme dafür suchst.

Blindlings, unüberlegt, achtlos, zerstreut, abwesend, unverantwortlich und ganz heftig: Dumm, kindisch und blödsinnig!

Ein paar der Synonyme passen sicherlich für „Herrchen“ aus meinem Beispiel.

Für den Hund passt wohl eher eine andere Wortbedeutung: Naiv.

Der Hund war vielleicht auf diese Weise gedankenlos: „Ich sag einfach mal guten Tag, auch wenn der Stöcke in den Händen hat!“

Könnte seine Motivation gewesen sein. Ganz naiv.

 

Zur Sicherheit: Ich möchte Dich nicht dazu überreden, einfach auf fremde Menschen zuzulaufen, sie in den Arm zu nehmen

oder ihnen auf andere Art und Weise Deine Zuneigung zu zeigen.

Das wäre kindisch, vielleicht dumm und in der Bewertung der anderen vielleicht auch blödsinnig.

Deine Entscheidung, ob Du ein menschlicher Labrador sein möchtest und gedankenlos oder besser: leinenlos bist.

 

Aber wäre es nicht schön, entlastend und erstrebenswert, Dir nicht über so vieles Gedanken zu machen?

Was ist alles noch zu tun, was hast Du getan und war es richtig? Dich davon einmal abzuleinen?

Auf eine besondere, von Leichtigkeit geprägte Art und Weise gedankenlos zu sein, das wäre was.

Ich stelle es mir äußerst schwierig vor, an nichts zu denken.

Wahrscheinlich muss man dafür ein paar Jahre im Himalaja in einem Kloster sitzen und meditieren.

Und gerade, wenn Du es geschafft hast, kommt freudestrahlend ein Yeti auf Dich zugerannt und möchte Dich ganz fest drücken.

Von seinem Herrchen, Frauchen oder Reinhold Messner keine Spur.

 

Es geht etwas einfacher. Bisher von mir verschwiegene Synonyme für gedankenlos sind sorglos und träumerisch.

Sei doch mal auf diese Weise gedankenlos. Lass mal alle anstrengenden und belastenden Gedanken los, sei träumerisch und sorglos.

Nur ein paar Minuten. Deine Phantasie kann Dir helfen.

Schau einfach in den Himmel und stelle dir vor, dass jede Wolke, jeder Vogel, jedes Flugzeug einen belastenden Gedanken mitnimmt.

Du kannst das auch mit jedem Auto machen, dass vorbeifährt, wenn Du aus dem Fenster schaust.

 

Unterschätze Deine Phantasie nicht. Wenn Du Deine Augen schließt, kannst Du Dir auch Wolken und Vögel

oder was immer Dir gefällt vorstellen.

Hast du vor ein paar Tagen die Kraniche ziehen sehen? Was für ein schönes und erleichterndes Gefühl sich breit machen kann,

wenn Du die einschränkenden Gedanken im Schwarm loslässt?!

Falls es Dir nicht gelingt, völlig gedankenlos zu sein: Es ist erlaubt, an etwas Schönes zu denken. Auch in schwierigen Zeiten.

 

Und wer Dich dann als gedankenlos wahrnimmt, kennt die Wahrheit nicht.

 

 

© Hans Lunkeit

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