Wollenkönnen
Ja, ich weiß, orthographisch ist es falsch geschrieben. Die Wörter müssten getrennt sein.
Biographisch ist es für viele, vielleicht auch für Dich, eng miteinander verbunden.
Und das auf unterschiedliche Weise.
Je nachdem, welcher Generation Du angehörst, kennst Du vielleicht folgenden Satz: „Kinder, die was wollen, kriegen was auf die Bollen“.
Ich wünsche Dir sehr, dass Du den Satz nur vom Hörensagen kennst oder zumindest nur die Drohung und nicht die Konsequenz ertragen musstest.
Alle Variationen haben bei Menschen Prägungen hinterlassen. Unterschiedlich tief, je nachdem…
Wie ist es bei Dir? Mit dem Wollen?
Und was noch wichtiger sein kann: Mit dem Nichtwollen?
Oft hört man, manchmal auch sich selbst sagen: Das kann ich nicht. Oder da oder dann kann ich nicht.
Wie hoch ist bei diesen Aussagen der Anteil von „Das will ich nicht, da oder dann will ich nicht“.
Hörst Du innerlich gerade ein „Das sagt man nicht. Wenn überhaupt, dann mit möchte!“
Aber ist es nicht so, dass oft hinter dem „Kann ich nicht“ ein „Will ich nicht“ steckt?
Was sagt denn ein „Kann ich nicht“ über Dich aus? Was sagst Du damit über Dich?
Mangelnde Kompetenz, mangelnder Ehrgeiz, mangelnde Kraft, mangelndes Selbstvertrauen, mangelndes???
Viele machen sich dadurch klein, so wie die Kinder, die was auf die Bollen kriegen, wenn sie etwas wollen.
Das Nichtwollen ist eine Variante des Wollens.
Wie ist es, wenn Dir jemand sagt: „Das oder da oder dann kann ich nicht“?
Nimmst Du es als eine klare Aussage hin? Oder hörst Du hinter dem Satz ein „Ich will nicht!“
Das kann leicht passieren, wenn Du von Dir auf andere schließt.
Spinnen wir noch ein bisschen weiter. Was kommt nach dem „ich kann nicht“
Versuchst Du, es doch noch irgendwie möglich zu machen? Alle Pläne mal eben umschmeißen.
Oder es irgendwie dazwischen zu packen. Und jetzt oder vielleicht beim nächsten Mal, wenn Du das Gefühl hast,
in der Zwickmühle zu stecken, frag Dich: Will ich das wirklich oder will ich Nein sagen.
Was passiert wohl, wenn Du auf Dein Inneres hörst, das sehr laut „Nein“ schreit und Du, weil Du das nicht eins zu eins übernehmen,
sondern diplomatisch sein möchtest, tatsächlich sagst, dass Du etwas nicht möchtest.
Oder nicht geheimnisvoll tust, sondern sagst, dass du schon anders verplant bist und nicht in Stress geraten WILLST.
Okay, meinetwegen auch MÖCHTEST.
Natürlich gibt es auch andere Perspektiven.
Das Nichtkönnen, weil man nicht will. Tatsächlich die fehlende Lust, das mangelnde Interesse dazu führt, etwas nicht zu können.
Ich konnte in der Schule kein Mathe. Davon war ich überzeugt. Schon länger weiß ich: Ich hatte keine Lust, kein Interesse.
Was wäre möglich gewesen, wenn jemand mir und ich mir selbst Lust gemacht hätte.
Oder auch Druck, dann will man auch, damit der Druck aufhört.
Und dann noch die Variante, die mir jemand erst vor ein paar Tagen aufgezeigt hat.
Es ging darum, dass ein herausforderndes, ungewohntes Verhalten für die Lösung eines Problems sehr hilfreich sein würde.
Auf die Frage: „Kann ich das?“ habe ich mit einer anderen Frage reagiert:
„Willst Du das?“
Die Antwort war ja.
Meine nächste Frage: „Und? Kannst Du es?“
Die Antwort war ja.
Da fällt mir doch ein passender Satz ein:
Vor können kommt wollen.
Gilt für Mathe, neue Verhaltensweisen, Herausforderungen.
Resümee. Man muss auch wollen können.
Idealerweise nicht erst beim letzten Willen.
© Hans Lunkeit
P.S.
"Tag 1" hat eine doppelte Bedeutung:
1. Der erste Tag im Monat
2. Der erste Tag, einen neuen Gedanken zu entwickeln, eine andere Perspektive einzunehmen, etwas zu verändern.